Fritz Erni hat mit uns über die Führungskultur gesprochen
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Transkription:
Lieber Fritz Erni, wie hängen Führungskultur, Führungsstil und Servicequalität zusammen?
Fritz Erni: Der Mitarbeiter will dort arbeiten, wo er das Gefühl hat, dass er sich selbst sein kann. Ich habe immer den Schwerpunkt darauf gelegt, auch unangenehme Leute im Team zu haben, die den Mut haben, zu sagen was sie denken. Zusammenfassend: Charakterköpfe. Es ist unglaublich was diese Leute im Alltag für gute Inputs reingeben, um das Unternehmen weiterzuentwickeln, wenn du ihnen genügend Freiraum gibst. Das hat mit dem Führungsstil zu tun: Lässt man Charakterköpfe zu oder nicht? Für mich ist dies ein Erfolgsfaktor. Das ist für mich eine rein professionelle Frage. Qualität heisst für mich stark, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen - nicht nur den Gast - sondern auch den Mitarbeiter. Der Mitarbeiter muss motiviert sein und Freude am Erfolg haben.
Lohnt es sich, eine gemeinsame Führungskultur zu leben?
Fritz Erni: Wir haben bereits zu Beginn, sehr klare Wertbegriffe definiert. Diese haben uns die letzten 20 Jahre lang begleitet. Kernaussagen, die die Leute, die wir ins Team aufgenommen haben erfüllen mussten. Wenn jemand diese Werte nicht gelebt hat, hatte er auch keinen Platz im Team. Wir haben uns stark an diese Wertbegriffe gehalten und dies war sehr wichtig für die Mitarbeiter. Sie wussten so die Fahrtrichtung - wohin geht die Reise.
Auf deiner Visitenkarte steht Coach und Gastgeber, statt Hoteldirektor: Warum?
Fritz Erni: Vor vielen Jahren habe ich ein Experiment durchgeführt: Ich habe auf meine Businesskarte Coach geschrieben. Die Kernaufgabe eines Hoteliers / Gastgebers / Vorgesetzten ist es nämlich die Mitarbeiter zu coachen, dass diese eine optimale Leistung abliefern können. Wie beim Sport. Also war ich ab diesem Tag ein Coach. Eine kleine Anekdote: 1999 kam CNN nach Luzern, um eine Fernsehsendung zu drehen. Die Fernsehsendung hiess Pearls of Switzerland. Der Letze Drehtag war bei uns im Montana auf der Terrasse, auf der man einen Überblick auf Luzern wollte. Als Verblüffung legten wir auf jeden Tisch einen Feldstecher. Der Regisseur bemerkte dies und sagte: Hier hat jemand was vergessen. Ich sagte ihm: Nein, da ging nichts vergessen, schauen Sie auf jedem Tisch liegt einer. Er meinte: Aber diese könnten doch gestohlen werden. Da sagte ich ihm: ich vertraue meinen Gästen, da wird nichts gestohlen. Der Regisseur war so fasziniert, dass er die Aufnahme toppte und hat einen Kurzbeitrag unter dem Thema Gästevertrauen aufgenommen hat.
Das selbe auch mit dem Titel Coach: Wir hatten einen internationalen CEO bei uns, der so fasziniert von meiner Aussage «Es gibt genug Direktoren auf dieser Welt, Coaches eher weniger.» war, dass er in seine Grossfirma zurück ging und alle Titel in eine solche Richtung umfunktioniert hat. Das ist sympathisch, nicht to mutch und sagt aus, was es bedeutet.