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Lust und Frust im Homeoffice

Engadiner Post, 19. November 2020


Homeoffice ist innerhalb von kürzester Zeit von der Ausnahme zur Regel geworden. Viele Arbeitnehmende sind damit zufrieden. Doch diese Umstellung ist nicht für alle so einfach, auch für die Unternehmen nicht.

Während beim Detailhändler Coop Homeoffice nicht umgesetzt wird – CEO Joos Sutter war in dieser Woche alles andere als erfreut, als sich Mitarbeitende mit einer Petition dafür starkmachten – ist das Arbeiten von zu Hause aus bei gewissen Unternehmen wie beispielsweise in Medienhäusern vor allem seit der Corona-Pandemie weitverbreitet.

So arbeiten beim SRF und bei Ringier maximal 30 Prozent der Belegschaft vor Ort, bei der Tamedia sind mehr Angestellte im Homeoffice als am Arbeitsplatz, und bei der NZZ-Mediengruppe besteht eine Kombination aus Präsenzarbeit und Homeoffice.

Laut Bundesamt für Statistik waren bereits 2018 über eine Million der Arbeitstätigen gelegentlich respektive bis zu 50 Prozent ihrer Arbeitszeit im Homeoffice tätig. Grundsätzlich bietet diese Arbeitsweise zahlreiche Vorteile. Dazu gehört die Zeitersparnis, weil der
Arbeitsweg wegfällt, und flexiblere Arbeitszeiten.

Allerdings gibt es auch Nachteile, nämlich der eingeschränkte, soziale Kontakt oder der zusätzliche Aufwand seitens der Führungspersonen, um Arbeitnehmende zu begleiten. Die soziale Isolation hat für viele Arbeitnehmende einschneidende Folgen, weiss Daphne Merkli, Leiterin Marktforschung bei NeumannZanetti & Partner. «Wenn sich der Arbeitnehmende sozial isoliert fühlt, dann ist dies eine Belastung. Dies geht dann auf Kosten der Kommunikationsqualität und Einsatzfreudigkeit. Wenn dann noch die Führungsqualität fehlt, dann führt dies zu schlechterer Leistung, sinkender Zufriedenheit und geringerer Innovationskraft. »

Gemäss der «Studie zur Umstellung auf Homeoffice in der Schweiz während der Covid-19 Krise» von der Fachhochschule Nordwestschweiz/ Hochschule für Wirtschaft in Windisch zusammen mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ist Homeoffice nicht gleich Homeoffice. Denn in Zeiten von Corona sind die Arbeitnehmende mit zusätzlichen Belastungen konfrontiert, die mit der Pandemie einhergehen (können). Sie sind oftmals in ihrer persönlichen Freiheit eingeschränkt und mit zusätzlichen Aufgaben konfrontiert, wie zum Beispiel durch den Fernunterricht der Kinder. Zudem machen sie sich Sorgen um Angehörige und Freunde als auch dazu, ob und wie lange sie ihren Arbeitsplatz behalten werden und ob Kurzarbeit (wieder) eingeführt wird.

Text: Mirjam Spierer-Bruder


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