Heute wissen selbst Chefs nicht mehr, wie sie ihren Führungsauftrag genau umsetzen sollen. Die Anzahl an Rollen, die sie gezielt, gut gelaunt und motivierend einnehmen sollen, nimmt ständig zu: Teamleader, Coach, Integrator, Berater, Initiator, Modernisierer und Antreiber, Entscheider, Empowerer, Change Motor, Begleiter, Experte, Umsetzer, Feedbackgeber, Kontrolleur und nicht selten auch noch so eine Art Animateur – das Ganze natürlich nicht nur im persönlichen Kontakt, sondern auch virtuell.
Die Digitalisierung und der Wunsch, agile Strukturen zu etablieren, fordern die Führungskräfte heute tatsächlich sehr. So entstand wohl der Begriff «Smart Leadership», der zeigen soll: «es braucht eine neue Art von Führung.» Was ist mit dieser neuen Führung
gemeint? Für Sie schaue ich etwas genauer hin:
Die Pandemie zeigte, dass «die guten alten Führungsstile» bei weitem nicht reichen, um Orientierung und Engagement hochzuhalten. Hierarchisches und auf Bewahren ausgerichtetes Führen schreckt Talente ab, killt Innovation und holt die nachrückenden Generationen überhaupt nicht mehr ab. Zu viel lange Leine beim Führen sorgt höchstens kurzfristig für
Zufriedenheit, denn wichtige Entwicklungen leiden, wenn Dialog und Strukturen fehlen.
Kooperative Führung wirkt dahingegen motivierend und integrierend. Wenn Führungskräfte durch Veränderungen, Projekte und
Komplexität jedoch dauerhaft zu hoch ausgelastet sind, woher sollen sie dann die Zeit fürs – relativ gesehen – aufwendigere kooperative Führen nehmen?
Wenn einzelne Führungskräfte überfordert sind, ist «geteilte Führung» ein vielversprechender Lösungsansatz. Vorbei ist dann nicht nur die Zeit des einen Chefs oder der einen Chefin, über deren Schreibtisch alles laufen muss. Geteilte Führung geht weiter. Viele Teammitglieder tragen Führungsverantwortung, ohne Führungskraft zu sein, weil sie über die Fähigkeiten, Kompetenzen, Erfahrungen und über den Willen, Verantwortung zu tragen, verfügen.
Do-how-Tipp: Wenn Führung gemeinsam gelebt wird, braucht es zumindest eine gemeinsame Handschrift. Formulieren Sie deshalb zentrale Führungsgrundsätze, die für alle gelten. Auf www.nzp.ch finden Sie ein Beispiel für wirkungsvolle Führungsgrundsätze im Blog.
Vom Morgenbriefing über den Coffee-Break bis zum Mitarbeitergespräch – Führungsarbeit findet oft vor dem Bildschirm statt. Virtuell fällt vieles jedoch nicht ganz so leicht: Vertrauen schenken, fördern und fordern, Erfolge feiern. Viele Führungskräfte tun sich damit schon im persönlichen Kontakt schwer. Damit es virtuell klappt, braucht es ein klares Commitment.
Do-how-Tipp: Führen auf Distanz gibt es schon lange. New Work inklusive der immer umfassenderen Digitalisierung beschleunigt dies nun. Geben Sie einige Führungsinstrumente im ganzen Unternehmen vor. Coachen Sie Ihre Führungskräfte im Online-Auftritt oder bilden Sie Peer-to-Peer Sparringpartnerschaften, damit Führungskräfte sich gegenseitig weiterentwickeln.
Unter dem Strich ist «Smart Leadership» ein Hinweis, dass Führung sich ändern muss, so wie es die Rahmenbedingungen ständig tun. Neu ist das allerdings nicht. Seit Jahren gewinnen einige Grundhaltungen beim Führen an Bedeutung: Wer als Führungskraft nicht mit einer wertschätzenden Grundhaltung ans Werk geht, wird immer schneller von seinen Teammitgliedern verlassen werden – insofern ist wertschätzendes Führen absolut alternativlos. Die Tatsache, dass es in der Schweiz mehr registrierte offene Stellen als registrierte Arbeitslose gibt, verstärkt dies noch. Verbindlichkeit schaffen ist die Hauptaufgabe von Führungskräften. Wer, wenn nicht sie, soll konsequent führen? Innovativ führen ist durch New Work erst recht zum Erfolgsfaktor geworden.
Do-how-Tipp: Beim virtuellen Austausch ist Körpersprache weniger gut lesbar. Setzen Sie deshalb auf innovative Methodiken, um Verständnis und Rückmeldungen zu fördern. Auf nzp.ch können Sie das Foto eines Metapher- Koffers kostenlos downloaden, Sie finden dort auch die Beschreibung, wie Sie diesen für Führung nutzen – er ist analog und virtuell einsetzbar.
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